Thursday, October 29, 2009

wintersonnen oder: the house of the rising sun

new york new york. die stadt ist kalt und voller schluchten. man sagt,
ich solle auf das empire state building, unbedingt. ich verliere mich
an der upper west side, john lennon wurde um die ecke ermordet,
strawberry fields ist ein stück central park genannt worden, zur
erinnerung. darin ein mosaik, das sagt: imagine.
ich ziehe meine jacke fester zu und finde mich am ufer wieder,
vielleicht ist es der hudson river. ich seh schiffe und attraktionen,
der himmel grau wie ein gemaltes wolkenbild. ich will schlafen. das
wasser ist trübe und dreckig und traurig. ich lehne über der reeling
und spatzen sitzen da mit mir und ein paar obdachlose mit ihren
geschichten. die sonne kommt nur fahl durch, erinnert an den vollmond
in ralph albert blakelock's bild 'moonlight' das in paul auster's
'moon palace' eine zentrale rolle spielt.
dieses bild sehe ich mir an im brooklyn art museum. ich sehe es mir
an, 45 minuten lang. von nah, von fern, von allen möglichen winkeln
her. verstohlen wische ich mir tränen weg und schnupfen, aber die
aufpasser wundern sich eh schon.
imagine. ich kann mir aber nichts vorstellen, es tut nur weh alles,
mein herzmuskel ist verkrampft. ich komme nicht klar mit der
geschichte dieses landes, genausowenig wie mit der geschichte meines
anderen heimatlandes, deutschland. also erklimme ich das empire state
building doch, zwecks fehlender imagination und weil ich es meinem
vater versprochen habe. wir werden 100 mal kontrolliert, die schuhe
auch. endlich bin ich oben. meine brille ist kaputt und weht mir fast
von der nase. es ist ein strenger wind da oben. es ist nacht geworden.
und ich seh die lichter angehen, langsam, wie sterne am himmel
entstehen. viele menschen sind hier oben und gitterdraht für
diejenigen, die sich gerne runterstürzen würden. es kostet viel geld
hierhoch zu kommen. die kälte und der wind der um die ecken saust
erinnern mich an das buch 'der schwarze turm'. sie haben ihn gebaut,
um näher an der sonne zu sein, nur um entdecken zu müssen, dass es so
kalt wird, da oben. dann bauen sie ihn wieder ab und verkaufen das
konzept und die steine an südliche andere länder, die daran glauben.
und die aber schon sowieso viel sonne immer überall haben.
ich sehe manhattan unter mir, central park, so schön noch gestern,
jetzt nur noch ein grünes viereck inmitten von häuserschluchten. das
meer, der fluss, und noch mehr stadt, stadt, stadt, die sich über den
gesamten horizont ausstreckt, wie mit gierigen fingern auch die
entferntesten stellen betatscht.
ich will mich schütteln und weinen. die heilige insel der algonquin
indianer, verkauft für ein apfel und ein ei, heimat der modernen
urbanen legenden und musik, die ich liebe, harlem jazz, bob dylan, und
die liste goes on and on und es drückt meine eingeweide und
herzmuskeln und es ist nacht geworden.
warum, frage ich meinen vater, warum wolltest du, dass ich da
hochgehe? mir ist innerlich schwindlig geworden. es ist deprimierend.
keine aussichten hier.
da sagt er, weisst du, vielleicht, vielleicht muss man erst die äußere
sonne verlieren, damit man sich auf die suche machen kann, die innere
zu finden.

auf dem union square begegne ich vier jugendlichen punks, die mit
akkordeon, waschbrett, geige und banjo die musik dieses landes
erklingen lassen. appalachian blue grass und blues, ein bisschen folk
und country und the house of the rising sun.

Saturday, October 24, 2009

im wind

ich trage einen grossen trauersee mit mir rum, ich bin einfach traurig, so wie die graue welt draussen in sich selbst versinkt, so sinke ich hinab in die endlos ausufernden weiten meines blauen gemüts. max, du hast mich immer verstanden und irgendwie hatte ich das gefühl, das auch ich dich verstanden habe, irgendwie, so auf einer bestimmten art. es war einfach ein seufzen in bezug auf das leben und die sehnsucht danach. die frage nach kampfesmut und wie weit man sich hinauslehnen darf oder gar muss. jetzt ruht dein körper unter den weiten des himmels, über den jagende wolken sinnlos sich wagen, mit regen und schnee sich plagen, die erde wird kälter jetzt, noch nicht so kalt wie dein körper. aber dein körper, der ist schon okay, er wird einfach zurückgegeben. ich frag mich was du wohl so treibst jetzt und ob es diese andere form der existenz wohl gibt, oder aber ob ich einfach den irrtümern meiner eltern aufgesessen bin.
ich liebe dich, in meiner verfassung und art, es ist schwer loszulassen. aber nicht dass ist allein, was mich drückt, es ist mehr, das grosse ganze und ich weiss nicht, wohin es mich verschlägt.
liebe ist so nass und kalt wie farblos gewordene herbstblätter, hilflos im wind.

Saturday, October 03, 2009


innen wandern
lider geschlossen
erzählend
es war einmal...
weiche formen
härte verborgen
wunden klaffend
hinter zypressen
im morgen
ganz dunkel und weit
die sanften augen klingen
es ist dasselbe tor dieselbe brücke
die mauern grau
zeit verflogen wie kranich schar
singend in dämmerung
todessang
es war und ist und werde sein
leise fällt die mauer
schiebt die fahnen der erinnerung
in abseitige höhen